Veranstaltungen des Monheimer Kultursommers

1. EXKURSION

Ins Reich des "Archos Palingenius": Atelierbesuch bei Odo Rumpf (Köln)
Wer weiß schon, wie es in einem Atelier wirklich zugeht? Wie wird aus der ersten Skizze ein Entwurf und später die Skulptur? Und wo beschafft sich der Künstler seine Ausgangsmaterialien? Der Atelierbesuch führt in eine Fabrikhalle aus dem 19. Jahrhundert auf dem ehemaligen Bundesbahn-Ausbesserungsgelände von Köln-Nippes. Hier hat der in Leverkusen lebende Künstler Odo Rumpf sein großräumiges Atelier, in dem er verwitterte Eisenteile aus ganz Europa zusammenträgt und zu Skulpturen und Objekten neu zusammenfügt - so z.B. auch den "Archos Palingenius", der aus tonnenschweren Eisenteilen geschweißt wird und demnächst an der Monheimer Bleerstraße einen Platz finden wird. Odo Rumpf wird seine Arbeit an Beispielen und in unterschiedlichen Entwicklungsstadien erläutern und durch die Sammlung seiner Fundstücke führen.

13.April 2002
50733 Köln, Kempener Str. 135
14.00 Uhr Abfahrt ab S-Bahn Langenfeld
15.00 Uhr Beginn des Rundgangs
Preis: 5.- €
Anmeldung über VHS Monheim am Rhein, Tel.: 02173/95 33 43, Kurs-Nr. 8228

Kunst erwandert: Tagesausflug zum Skulpturenpark bei Arnheim
Die Reise führt in die Nähe von Arnheim (NL), in den Naturpark Hooge Veluwe. Eingebettet in eine reizvolle Heidelandschaft liegt dort das Kröller-Möller-Museum, bekannt durch seine Van-Gogh-Sammlung, mit einem angrenzenden großflächigen Park, der sich über 21 Hektar erstreckt. In dieser anmutigen Landschaft finden sich bedeutende Skulpturen und Objekte der ‚Klassiker' der Moderne wie Auguste Rodin, Claes Oldenburg, Henry Moore, Richard Serra, Jean Dubuffet oder Friedensreich Hundertwasser.
Die Exkursion führt unter sachkundiger Leitung durch Museum und Park. Anschließend besteht Einkehrmöglichkeit.4. Mai 2002

Abfahrt 9.00 Uhr am Kulturzentrum der Stadt Monheim, Tempelhofer Straße 15
Preis: 30.- €
Anmeldung über VHS Monheim am Rhein, Tel.: 02173/95 33 43, Kurs-Nr. 8230

Inselträume: Besuch der Museumsinsel Hombroich
Eine urwüchsige, renaturierte Auenlandschaft mit elf Museumsgebäuden und zahlreichen Kunstwerken unter freiem Himmel, eng in die Flussarme der Erft geschmiegt, bilden die Museumsinsel Hombroich. In den 80er Jahren von dem Kunstsammler und Immobilienmakler Karl-Heinrich Müller gekauft und begründet, beherbergt sie heute Exponate, die von frühen Kulturen bis zur Moderne reichen. Neben Skulpturen, Collagen, Reliefs, Gemälden und Plastiken europäischer Künstler sind beispielsweise auch archäologische Funde und Exponate aus China, Mesopotamien und Afrika zu sehen. Intensiv geprägt ist das Erscheinungsbild der Insel durch die Werke der mit Müller befreundeten und auf der Insel arbeitenden Künstler Anatol Herzfeld, Gotthard Graubner und Erwin Heerich. So fügen sich beispielsweise die lichtdurchfluteten Museumsgebäude von Erwin Heerich - wie die "Lange Galerie", der "Turm", das "Labyrinth" oder die "Schnecke" - als "begehbare Skulpturen" harmonisch in die Landschaft ein. Da auf elektrisches Licht völlig verzichtet wird, sorgen Sonnenstand und Jahreszeiten für die reizvollen, wechselnden Lichtspiele.
Nach einem ausgiebigen Rundgang über die mehrere hundert Hektar große Anlage lädt die von alten Bäumen umgebene Cafeteria schließlich zu kleinen Köstlichkeiten ein.

17. Mai 2002, 14.00 Uhr
Preis: 25,00 €
Anmeldung über VHS Monheim am Rhein, Tel.: 02173/95 33 43, Kurs-Nr. 8226

2. AUSSTELLUNG IN DER KULTURHANDLUNG

28.4. Vernissage - 31.5.2002
Bewegte Sinnlichkeit
Odo Rumpf (Objekte)
Birgit Lloyd-Jones (Malerei)

3. VORTRÄGE

Veranstaltungsort ist jeweils die KulturHandlung von Luda Liebe, Frohnkamp 22, 40789 Monheim.
Beginn der Vorträge ist jeweils um 19.30 Uhr
Eintritt: € 3.- (ermäßigt: € 2.-)

7. März 2002
Dr. Joachim Weiner
Die Verklärung des Gewöhnlichen
Zugänge zur Skulptur der Moderne anhand ausgewählter Beispiele


Ein großer Teil der modernen Kunst erschließt sich dem Betrachter nicht unmittelbar. Sie gilt daher vielen als unverständlich. Erschwerend hinzu kommt, dass vor allem im Bereich der Skulptur eine Reihe von Kunstobjekten auf verblüffende Weise Gegenständen ähneln, die man niemals zur Kunst rechnen würde. Von daher ist es kein Wunder, dass viele Menschen auf zahlreiche Objekte der modernen Kunst mit Unsicherheit, Ratlosigkeit und häufig auch mit Ablehnung reagieren, weil sie ihren Vorstellungen von der "Schönheit der Kunst" so wenig entspricht. Joachim Weiner zeigt in seinem Vortrag anhand zahlreicher skulpturaler Objekte, wie man sich moderne Kunst erschließen kann, welche Codes man kennen muss, um einen verstehenden Zugang zu ihr zu gewinnen und warum sich in diesem Jahrhundert die Grenzen zwischen Kunst und Alltagswelt bisweilen bis zur Unkenntlichkeit aufgelöst haben. Dabei ergeben sich überraschende Antworten auf für das Verständnis der modern Kunst so grundlegende Fragen wie: Was ist ein Kunstwerk? Was ist Schönheit in der Kunst? Woran erkennt man ein Kunstwerk, d.h. wie muss man ein Objekt anvisieren, um es als Kunstwerk wahrzunehmen? Warum versucht ein großer Teil der modernen Kunst die Differenz zwischen Kunst und Alltag einzuebnen?

Dr. Joachim Weiner ist Rundfunkjournalist und arbeitet zu kulturpolitischen Themen.

14. März 2002

Prof. Dr. Günter Schulte
Dada-Max und die Venus von Willendorf
Eine kleine Philosophie der Skulptur


Max Ernst aus Brühl bei Köln, wegen seiner Zugehörigkeit zur Gruppe dadaistischer Künstler auch Dada-Max genannt, erklärte: "Die Skulptur entsteht in einer Umarmung, zweihändig, wie die Liebe. Sie ist die einfachste, die ursprünglichste Kunst." Tatsächlich ist dieser zweiarmigen Kunst in der Bibel die Entstehung der Menschen verdankt: Der Bildhauer-Gott schuf Adam und Eva aus Lehm. Fast so alt wie Adam und Eva, nämlich aus der letzten Eiszeit, ist die Venus von Willendorf, ein aus Kalkstein geschnitztes, ehemals mit rotem Ocker bemaltes Püppchen. Eine nackte Frau mit großen Hinterbacken und großen Brüsten. Eine göttliche, eine erotische Kunst scheint also die Bildhauerei zu sein und eben eine ganz primitive und ursprüngliche, ist doch ihr hauptsächlicher Sinn derselbe wie der der Liebe oder des Sex, nämlich die Menschenbildnerei bzw. der Kunst-Mensch. Letztlich der Klon. Dieser künstliche Mensch ist der haltbare, der dem Tode enthobene Mensch, deshalb gemacht aus gebranntem Ton, aus Holz, Stein und Bronze. Und wenn der Gott und die Götter Projektionen des Menschen, also Menschenbilder oder ideale Menschen sind, dann ist die Bildnerei, d.h. Skulptur und Plastik, vorzüglich Götter- und Götzenbildnerei. So ist sie verbreitet über die ganze Erde seit den ältesten Zeiten menschlicher Kultur. Aber auch verboten - z.B. im alten Judentum oder im Islam, also da, wo es um den abstrakten, rein geistigen und unsinnlichen, um einen männlichen Gott geht.
Der Vortrag mit vielen Bildbeispielen verfolgt die Bildnerei durch die Kulturgeschichte, besonders in den Mythen (z.B. vom ersten Bildhauer Pygmalion mit seiner Puppe Galatea oder von der künstlichen Frau Pandora) und bei den Kunsttheoretikern wie Diderot und Herder. Der Vortrag führt hin zur modernen Skulptur, der sogenannten konkreten Plastik, in der die Skulptur umgestellt wird auf Verhaltensweisen des Beschauers. Also kein Menschenbild mehr. Die zweiarmige Kunst der Menschenbildnerei, von der Max Ernst sprach, ist auf die Chirurgie, die Genetik und Kybernetik übergegangen.

Prof. Dr. Günter Schulte ist Philosoph und lehrt an der Universität Köln.

18. April 2002

Walter Vitt
Kunstkritik heute

Kunstkritik in Deutschland kennt keine "Schulen", sondern fast ausschließlich die individuelle sprachliche wie argumentative Herangehensweise der Kritikerinnen und Kritiker, die sich weitgehend durch "learning by doing" ihren Beruf selber beigebracht haben. Das kann bei kunstwissenschaftlich vorgebildeten Autoren oftmals zu einer verschlüsselten Diktion führen.
Die Kunst des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts braucht in ihrer Vielfalt, ihrer individualistischen Ausformung sowie in der oft radikalen Infragestellung aller vorangegangenen Kunst aber Kritiker und/oder Interpreten, deren Sprache geeignet ist, die künstlerischen Probleme offen zu legen statt sie mit elitärem Denk- und Sprach-Anspruch zu verschleiern.
Die Fülle dessen, was heutzutage Kunst-Charakter für sich beansprucht, verlangt nach Ansicht des Referenten eine Kritiker-Kompetenz, die durch eine Ausbildung erworben werden sollte, in der Wissenschaft und Praxis zusammenwirken. Der Kölner Kunstschriftsteller Walter Vitt, seit 1989 Präsident der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA), hat hierzu Vorschläge gemacht, die er 2001 in dem von ihm herausgegebenen Werk "Vom Kunststück, über Kunst zu schreiben - 50 Jahre deutsche AICA" veröffentlichte.

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